Liberatings Structures

Die Liberating Structures sind gerade ganz hip. Zumindest 1-2-4 All hat vermutlich inzwischen jeder in seinem Methodenkoffer.

Um den Überblick zu behalten oder sich seinen eigenen String zu basteln gibt es ausführliche Beschreibungen im Internet (deutsch / englisch) oder in Buchform. Für die digitalen Menschen die ständig ihr Smartphone oder Tablet griffbereit haben gibts eine App (Android / Apple) und wer will kann auch Geld für schicke Karten ausgeben oder diese eben selber drucken.

Für jeden Geschmack etwas dabei :)


Bildquelle: Learning moments

Der Wahnsinn mit der Geschwindigkeit

Warum zur Hölle wollen Menschen immer die Geschwindigkeit von Teams vergleichen?

Vielleicht weil der Begriff Geschwindigkeit dazu verleitet ein langsames Auto als Trabbi und ein schnelles als Porsche zu verbuchen. Dabei messen wir zwar immer das gleiche, nämlich in einem Sprint erledigte Arbeit. Die Maßeinheit sind in der Regel Storypunkte, welche aber keine über Teamgrenzen hinweg normierte Größe darstellen.

Das schmieren eines Brötchens kann von einem Team mit 1 Storypunkt geschätzt und von einem anderen mit 2 Storypunkten geschätzt werden, während ein drittes Team die Aufgabe die Aufgabe der Trivialität halber gar nicht schätzt. Jedes Team braucht am Ende die gleiche Zeit für die Arbeit, welches Teams aber hat nun die höchste Velocity?

Keines. Velocity und Schätzungen mit Storypunkten sind eine Hilfe für das Team um das aufteilen von Arbeit zu erlernen. Möchte ich wirklich Teams vergleichen, dann muss man auf andere Metriken, wie zum Beispiel Lead- und Cycletimes, ausweichen.

Mein Standpunkt: Die Velocity ist immer eine Teamvelocity und ein Storypunkt eben ein Teamstorypunkt. Beides Einheiten die für das Team einen Wert haben, im Unternehmen und über Teamgrenzen hinweg aber keine Vergleichbarkeit ermöglichen (sollen).


Bildquelle: giphy.com

Gelobt ist auch Geschimpft

Ich habe meine Kinder nie geschimpft wenn sie schlechte Noten hatten. Ich gebe nicht viel auf Zahlen die unreflektiert und oft kontextfrei versuchen die Leistung von Menschen abzubilden. Und doch konnte ich immer wieder die Wirkung von Leistungsdruck spüren.

Vor Tests, Klassenarbeiten und mündlichen Kontrollen war sie da die Angst und Unsicherheit. Sorge es nicht zu können, zu viel berichtigen zu müssen, schlechter zu sein als die Klassenkameraden. Das gleiche vor dem Zeugnis, Angst vor der Drei auf dem Papier.

Natürlich spielt hier das direkte Lernumfeld eine Rolle. Der Lehrer als Person des Vertrauens gibt schließlich eine Wertung ab. Unter die gute Note kommt ein Smiley unter die schlechte eben nicht. Beim Austeilen wird gelobt oder gemahnt, und sei es nur das Kopfschütteln des Lehrers.

Ich erinnere mich noch an eine Diskussion aus den Elternabend, es ging darum ob ein Notenspiegel unter die Arbeit geschrieben werden soll. Die Lehrerin machte das eh immer so und es wurde abgestimmt das ein Notenspiegel wichtig sei damit man wisse wie das Kind in Vergleich zum Rest der Klasse steht. Das man damit den Kindern im hinteren Drittel des Notenspektrums ein schlechtes Gefühl vermittle war egal. Im Gegenteil, das sollte ja ein Ansporn sein besser zu werden?!

Bei allem Meckern über andere kam mir aber selbst eine Einsicht. Ich habe meine Kinder nie geschimpft bei schlechten Noten. Ich habe sie aber gelobt wenn es gute Noten gab…

Ich sorgte also für gute Gefühle wenn sie der Norm entsprechen. Bei einem Unterschreiten der Norm blieb mir nur das Trösten, das Bestärken und das Aufzeigen der guten Leistungen im Test. Dem Endorphinrausch des Lobes gegenüber aber kein Vergleich.

Eine Situation in der man nur verlieren kann, denn man zeigt dem Kind eben doch das eine gute Note wertvoller ist als eine schlechte Note.

Die einzige Sinnvolle Lösung, welche ich sehe ist das komplette weglassen einer Benotung. Für mich heißt das nicht keine Lernziele zu definieren, sondern es geht einher mit dem formulieren, erreichen und evaluieren von Lernzielen.

Die schlechte Note ist am Ende ja nur ein Symptom nicht aber die Ursache von fehlender Kompetenz. Das Resultat ist aber meist keine reflexion von Können und Bedarf sondern schlicht ein Stempel das etwas nicht stimmt.

Erster Monat - Schule von Morgen

Hinter den großen Kindern liegt jetzt ein reichlicher Monat in einer neuen Universitätsschule Dresden. Einer Schule in der Alles und Alle neu sind. Alle müssen sich eingewöhnen, Kindergartenkinder die das erste Mal eine Schule besuchen, dazu Grund- und Oberschüler die vorher an anderen Einrichtungen beschult wurden. Aber nicht nur Kinder, auch Pädagogen müssen sich und das neue Konzept, Umgebung und Schüler kennenlernen.

Insgeheim haben wir natürlich, wie viele andere Eltern auch, auf eine fertige Schule gehofft. Mit fertigen Strukturen, Konzepten und wo alles flutscht. Dem ist aber nicht so und das ist in Ordnung.

All die Lücken im Online-Schulportal, der Ausstattung oder der Schulhofgestaltung werden wett gemacht durch engagierte Pädagogen, die Großartiges leisten und dabei bis an ihre Leistunggrenzen gehen. Dafür kann ich nur danken, denn man spürt das hier der Wille lebt das Projekt zum Erfolg zu führen, das man bereit ist den Plan zu ändern wenn man merkt das der alte in eine Sackgasse führt.

Versuchte die Schule initial mit maximaler Freiheit in die Projektarbeit zu starten mussten die Pädagogen schnell feststellen das Jahre des Frontalunterrichts nicht einfach ausgeblendet werden können. Die Kinder müssen erst einmal wieder lernen Fragen zu stellen. Müssen lernen Arbeit gemeinsam zu erledigen und den Pädagogen nicht als Gegenspieler sondern als Unterstützer zu sehen. Das dazu noch grundlegende sozial Defizite einiger Schüler kommen mal außen vor.

Aktuell ist es nun so das die Universitätsschüler etwas mehr “Fachunterricht” haben. Zwei Stunden täglich altershomogene Betreuung in Mathe, Lesen und Schreiben, Sprachen, Kunst und Sport. Zwischen diesen Werkstätten wird frei an Projekten gearbeitet. Unseren Kindern hat das viel gebracht, etwas Struktur an der man sich orientieren kann und etwas Abstand zu den älteren Kindern aus Klassenstufe Fünf.

Ich finde es toll wie hier reagiert wurde. Ein Problem wurde identifiziert und adressiert. Es ist keine endgültige Lösung und auch nicht das wohin wir wollen aber es ist eine Basis auf der man aufbauen kann und die allen eine Verschnaufpause verschafft.

Ich bin sehr gespannt wie sich die Schule nun weiter entwickelt! Sorgen mache ich mich aber um die Pädagogen die ein hohes Pensum an Mehrarbeit leisten und vermutlich erst einmal weiter leisten müssen. Denn das Versprechen mit dem gleichen Personalschlüssel auszukommen wie eine Frontale Regelschule wird erst tragbar wenn die Mehrzahl der Kinder in der Lage ist eigenständig zu lernen.

Mein Fazit nach dem ersten Monat, es war kein Fehler unsere Kinder auf die Unischule zu bringen. Auch wenn alte Klassenkameraden bereits ihren ersten Test in Englisch geschrieben haben, so haben meine Kinder schon viel fürs Leben gelernt.

Universitätsschule Dresden

Klimastreik Dresden 2019

Nun ist es schon wieder eine Woche her das in Dresden laut den Organisatoren etwa 14.000 Menschen im Rahmen des globalen Klimastreiktages auf die Straße gingen. Deutschlandweit waren es mehr als 1.4 Millonen. Aufgerufen zum Streik hatte unter anderem Fridays for Future. Wir waren mit einigen Kollegen ab dem Dresdner Hauptbahnhof ebenfalls dabei.

Die räumliche Nähe und der Start der Demo zur Mittagszeit hat mit Sicherheit dazu beigetragen das der eine oder andere eine verlängerte Mittagspause oder einen frühen Feierabend investiert hat.

Die Demo selbst war unspektakulär, wenn keine Nazis oder Fußballerspieler angekündigt sind, dann ist auch nicht die ganze Stadt voller Robocops, dass zumindest war mal angenehm. Der Auftakt zog sich leider ganz schön in die Länge, so dass genug Zeit war selbstkritisch die Texte mancher Transparente und Schilder zu diskutieren um sich die Zeit zu vertreiben.

Auch die Organisatoren hatten wohl nicht damit gerechnet den kompletten Wiener Platz vor dem Dresdner Hauptbahnhof zu füllen. Als der Demozug dann auf Höhe des großen Gartens war ging eine Info durch die Reihe das jetzt die letzten am Hauptbahnhof gestartet seien. Das ist immerhin etwas mehr als ein Kilometer!

Da ich aus logistischen Gründen (oder fahrt ihr mit dem Auto zur Klimademo) die Kinder noch von der Schule abholen musste war die Demo für mich gegen 15 Uhr dann zu Ende. Ich staune aber dennoch das sogar eine demofaule Stadt wie Dresden so viele Menschen mobilisieren konnte! Kudos an alle die dabei waren und länger bleiben konnten als ich!


Bildquelle: Cornelius Braun