Ein weiterer Baustein des Lernens an der Universitätsschule, war der gebundene Ganztag. Wie hat sich das ganze über vier Jahre entwickelt und wie sind meine Kinder damit klargekommen?

Das Grundkonzept des gebundenen Ganztages an der Universitätsschule Dresden sieht vor, dass Lernenden nicht nur am Vormittag, sondern bis in die frühen Nachmittagsstunden in der Schule lernen und aktiv sein können. Zwischen ca. 8 und 16 Uhr sind sie in der Schule anwesend und können feste Blocks und Kurse besuchen. Dies geht deutlich weiter als simple Ganztagsangebote an regulären Schulen und gilt für alle Altersgruppen.

Das Konzept verspricht dabei einige Vorteile: Eine flexible Ankunftszeit und die Möglichkeit, den Unterrichtsalltag nach eigenen Bedürfnissen zu gestalten, sollen den Lernenden und ihren individuellen Bedürfnissen zugutekommen. Sportliche und kreative Angebote sollen den Tag auflockern und das Lernen abwechslungsreich gestalten. Die Idee hinter dem Konzept ist zweifellos vielversprechend.

Nachdem ich das Konzept des gebundenen Ganztages an der Universitätsschule Dresden näher verfolgt habe, sind mir einige Aspekte aufgefallen, die eine kritische Betrachtung verdienen. Ein Blick auf den Alltag der Lernenden im vierten Jahr der Universitätsschule zeigt, dass der Tag eher 7:30, spätestens um 8:00 beginnt damit auch jeder am verpflichtenden Frühstück teilnimmt. Für Lernende die nicht im direkten Umfeld wohnen bedeutet dies bereits in den frühen Morgenstunden aufstehen zu müssen, um rechtzeitig in der Schule zu sein. Die langen Tage und der frühe Start führten dazu, dass unsere Kinder immer wieder über Konzentrationsprobleme, Müdigkeit und Erschöpfung klagten.

In der Praxis wurde der Lerntag auch nicht bis 16 Uhr ausgedeht. In der Grund und Mittelstufe war spätestens 15:00 Schluss. Aus Sicht der Mittelstufe Montags schon um 14:00 und Freitags 13:00.

Die Pausenregelungen, die anfangs als flexibel und an den individuellen Bedarf angepasst gedacht waren, erwiesen sich als zu starr. Anstelle von regelmäßigen kleinen Pausen zwischen den Unterrichtsblöcken gab es festgelegte Bewegungspausen und eine Mittagspause. Diese begrenzte Anzahl von Pausen wirkte sich negativ auf die Konzentration und die allgemeine Energie der Lernenden aus. Die Tatsache, dass unsere Kinder oft das Bedürfnis nach kurzen Pausen verspürten, jedoch nicht die Möglichkeit hatten, diese einzulegen, verstärkte das Gefühl der Erschöpfung. Diese Müdigkeit schlug sich zweifelsohne auch auf die Motivation zu lernen nieder.

Negativ zu diesen restriktiven Möglichkeiten zur Pausengestaltung kam das die Lernblöcke mit 90 bis 120 Minuten am Vormittag auch deutlich länger sind als das was in normalen Schulen üblich ist und was ein normaler, erwachsener Mensch in einem Arbeitsumfeld leisten kann.

Auch die ursprünglich angekündigten Ganztagsangebote, die als eine Art Auflockerung gedacht waren, erwiesen sich als enttäuschend. Die Bandbreite und Anzahl der Angebote war begrenzt, und die Lernenden konnten nur selten daran teilnehmen. Stattdessen wurde die Zeit nach unserer Beobachtung primär mit regulärem Lernen und Arbeit an Lernbausteinen verbracht, was die Belastung bei unseren Kindern erhöhte.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass die Erfahrungen und Beobachtungen die wir als Eltern mit unseren Kindern machen konnten, ein kritisches Licht auf das Konzept des gebundenen Ganztages in dieser spezifischen Umsetzung werfen. Die Idee einer flexiblen Lernumgebung mit ganztägigen Angeboten klang vielversprechend, aber die Realität zeigte, dass der lange Unterrichtstag in Kombination mit einem starren Zeitplan und begrenzten Pausen nicht den erwarteten Nutzen brachte. Dabei kann ich nur vermuten das die mangelnde Flexibilität auch ein Problem fehlenden Personals war und ist.

Mein persönliches Fazit ist, dass eine Überarbeitung des Konzepts notwendig ist, um den Bedürfnissen der Lernenden besser gerecht zu werden. Ein ausgewogenerer Stundenplan, der längere Pausenzeiten und eine flexiblere Aufteilung des Unterrichts ermöglicht, könnte dazu beitragen, die Konzentration und die Lernleistung der Lernenden zu verbessern. Es ist wichtig, die Erfahrungen der Beteiligten ernst zu nehmen und das Konzept so anzupassen, dass es den Zielen einer förderlichen und gesunden Lernumgebung gerecht wird.

Abschließend möchte ich betonen, dass dies meine persönliche Meinung ist und andere Eltern und Lernende möglicherweise unterschiedliche Ansichten haben.